Die wunderbare Welt der Kräutershampoos

Vor etwas über einem Jahr habe ich erneut unseren ganzen Haushalt auf den Kopf gestellt. Ich wollte unser eigenes kleines „Nachhaltigkeitsmanagment“ vorantreiben. Das bedeutet z. B. kontinuierlich weniger Strom-und Wärmeverbrauch, weniger Wasserverbrauch und weniger Müll. Zum Thema Müll sind mir schnell die Plastikflaschen für Shampoos und Duschgels aufgefallen.

Kräuterbeet
Das Kräuterbeet ermöglich vielfältige Shampoos

Eine mögliche Alternative ohne Plastikmüll sind Seifen bzw. Haarseifen. Oder aber eine Variante zum Nachfüllen der Shampooflaschen. Passen sollte es außerdem zu unserer Vision von mehr Selbstversorgung. Und so bin ich auf die Idee gekommen, mein eigenes Shampoo genau auf mein Haar abgestimmt zu entwerfen. Und das alles mit wenigen Grundzutaten und den Kräutern aus Garten und Natur.

Das selbstgekochte Kräutershampoo benutze ich jetzt seit ca. einem Jahr und habe die Rezeptur immer weiter verfeinert. Ein wunderbarer Nebeneffekt ist, dass mein Haar erstmals auch Naturfärbemittel wie Henna annimmt, was vorher nie bei mir geklappt hat.

Grundrezept für alle Kräutershampoos

Zutaten für die Shampooherstellung
Zutaten für die Shampooherstellung

ausreichend für zwei alte Shampoo-Flaschen, ca. 2×300 ml

  • 5 EL geriebene Kernseife
  • 5 TL Pottasche
  • 300 mL Wasser

Kernseife und Pottasche in kaltes Wasser in einen Kochtopf geben, aufkochen und eine halbe Stunde köcheln lassen. Da die Mischung leicht überkocht, ist es besser, für die ersten zehn Minuten den Topfdeckel abzunehmen. Die Pottasche erhöht die Reinigungswirkung des Shampoos. Dazu muss sie aber unter Hitze vollständig gelöst werden.

Parallel dazu wird eine halbe Tasse Kräuter mit kochendem Wasser überbrüht und zum Abkühlen stehen gelassen (Kräutertee). Anstelle eines Tees kann man auch ein Hydrolat verwenden, um die Wirkung weiter zu steigern.

  • 2x (1x pro Flasche ;-) ein TL geriebene Kernseife
  • 2x 15 mL Kräutertinktur
  • optional 2x 3 Trpf. ätherisches Öl

Kernseife, Kräutertinktur und ätherisches Öl werden währenddessen in die beiden leeren Shampooflaschen gegeben.

Nachdem die Pottasche- Mischung geköchelt hat, wird diese mit der Hälfte des Tees verrührt und zügig (wird schnell fest) auf die beiden Flaschen verteilt. Wird die Masse zu fest, kann man sie mit dem restlichen Tee oder abgekochten, warmen Wasser immer wieder verdünnen. Anschließend wird die Mischung sehr gut geschüttelt und die Flaschen ggf. mit abgekochtem Wasser aufgefüllt.

Das Kräutershampoo wird in das Haar einmassiert und kann bis zu fünf Minuten einwirken. Anschließend folgt eine saure Spülung, die wiederum ein wenig einwirken darf.

Das Kräuterschampoo ist jetzt mehrere Monate haltbar. Da ich kein Risiko eingehen möchte, lagere ich eine Flasche als Vorrat im Kühlschrank.

Eine Spülung ist notwendig

Da das Shampoo durch die Pottasche basisch reagiert, ist eine saure Spülung nach dem Shampoo notwendig. Dadurch wird der natürliche Säuremantel der Kopfhaut geschützt. Die Spülung hält sich in einer Shampooflasche ein paar Wochen.

  • 5 EL Essig (z.B. Apfelessig mit Kräutern)
  • 250 mL abgekochtes Wasser (oder Tee)

Wer den Geruch von Essig nicht mag, kann auch Zitronensäure (ca. 1 TL) in Wasser auflösen (aufhellend!). Zitronensaft und Wasser können auch verwendet werden, halten sich erfahrungsgemäß aber nur wenige Tage.

Auswahl der Kräuter

Lindenblüten
Lindenblüten beruhigen die Haut

Bei der Auswahl der Kräuter eröffnet sich eine ganze Welt an Möglichkeiten. Je nachdem, was man erreichen möchte oder welche Ansprüche das Haar hat, kann man hier nach Herzenslust herumexperimentieren.

Einige Beispiele:

  • Brennessel: Volumen, Kraft und Glanz
  • Kamille: beruhigend, Glanz, aufhellend
  • Lindenblüte: beruhigend, gegen fettiges Haar
  • Gänseblümchen: gegen Schuppen, Jucken und fettiges Haar
  • Holunderblüten: beruhigend, gegen fettiges Haar
  • Birkenblätter: gegen Schuppen, für feines Haar
  • Efeu: gegen Schuppen
  • Lavendel: beruhigt die Kopfhaut
  • Kaffee als Alternative zu Kräutern: kräftiges Haar, gegen Haarausfall
  • Zitrusfrüchte als Alternative zu Kräutern: aufhellend

Nun bleiben auch hier die Variationen, welche Kräuter man als Tee und welche als Tinktur verwenden will. Einfach ausprobieren, bei den Kräutern aus den Beispielen sind alle Kombinationen erlaubt!

Herstellung der Tinktur

Holunder
Holunder eignet sich auch hervorragend als Tinktur

Getrocknete oder frische, gehackte Kräuter mit hochprozentigem Alkohol übergießen, z. B. Vodka. Drei Wochen im dunklen ziehen lassen und täglich schütteln. Abfiltern z. B. mit einem Kaffeefilter, möglichst dunkel und kühl lagern.

Auswahl der Kernseife

Auch hier gibt es wieder eine große Auswahl. Eine pflanzliche Seife sollte es sein, möglichst in Bioqualität. Die Seife sollte außerdem so rein wie möglich sein. Ein weiteres Kriterium ist eine möglichst geringe Überfettung bzw. Rückfettung (2 bis 4 ist ideal). Leider wird die Überfettung nur selten angegeben. Deshalb muss man sich letztlich durchprobieren. Die übliche vegane Kernseife aus dem Supermarkt ist meiner Erfahrung nach gut geeignet für das Rezept. Diese ist aber leider meistens aus Palmfett hergestellt (Artikel zu Palmfett). Ideal wäre es, die passende Kernseife selbst herzustellen. Dann könnte man Rapsöl als regionale Alternative verwenden. Vielleicht probiere ich dies demnächst einmal aus…

Unsere Lieblingsshampoos

Efeu
Efeu hilft gegen Schuppen

Für feines, helles Haar, das zu fettigem Haar und Schuppen neigt:

  • Birkenblätter-Tee
  • Efeu-Tinktur
  • Ätherisches Öl Zitrone

Volumenshampoo für dunkles Haar und empfindliche Kopfhaut:

  • Holunderblüten-Tee
  • Brennessel-Tinktur
  • Ätherisches Öl Lavendel

Fazit

Haare
Glänzende gesunde Haare dank Kräutershampoos

Ein Jahr nach der Umstellung kann ich sage, dass ich noch nie so glücklich mit meinen Haaren war.  In der Vergangenheit war mir mein Haar immer zu kraftlos und ich hatte dauernd mit entzündeter Kopfhaut zu kämpfen. Seit ich meine ersten grauen Haare färbe, war ich außerdem deprimiert über die ungesunden, chemischen Haarfärbemittel, die ich verwendet habe. Seitdem ich mir passgenau mein Shampoo koche und mit rotem Henna nachfärbe, bin ich rundum zufrieden.