Teekräuter dörren: Den Frühlingstee haltbar machen

Seit Jahren versuche ich meinen eigenen Tee herzustellen. Das Ergebnis hat mich bisher nie zufrieden gestellt: In der Wohnung fehlte der Platz oder die Katzen verteilten die Kräuter in der ganzen Wohnung. Und im Garten wurden die Teekräuter im Geschmack fade, wehten weg oder schimmelten sogar.

In diesem Jahr habe ich das erste Mal versucht, Blätter und Kräuter für den Tee im Dörrgerät bzw. Dörrautomaten zu trocknen. Das Ergebnis hat uns überzeugt: Der Tee schmeckt wesentlich aromatischer als es bei frischen Pflanzen der Fall war (siehe Artikel frischer Tee „Grashopser“).

Herstellung der Teemischung

Gundermann
Gundermann

Für unseren Tee habe ich vorwiegend Wildpflanzen und Blätter von Büschen und Bäumen aus unserem Garten und um den Garten herum gesammelt (siehe auch Artikel und Video Wildkräuterspaziergang). Dazu gehörten Löwenzahn, Gundermann, Himbeerblätter, Brombeerblätter, Walderdbeerblätter, Haselnussbuschblätter, Brennesseln, Efeuspitzen (Vorsicht! Nur in geringen Mengen verwenden) und Giersch. Zu Hause habe ich die Blätter ausssortiert und, wo nötig, mit einem tockenen Tuch abgewischt. Dann habe ich alle Pflanzen mit Handschuhen bis auf eine Größe von ca. 3-5 cm zerrupft. Als nächstes wurden die Blätter auf den Ebenen des Dörrgerätes verteilt. Dabei ist es wichtig, dass die Blätter nicht übereinander liegen. Ganz vermeiden lässt sich das natürlich nicht.

Walderdbeerblätter und Blüte
Walderdbeerblätter und Blüte

Nach 4 Stunden bei 40 °C habe ich die Ebenen umgeschichtet und die Pflanzen zusätzlich etwas gleichmäßiger verteilt. Nach 8 Stunden waren die Kräuter gut getrocknet und ich habe sie in Gläser mit Schraudeckel umgefüllt. Jetzt lagern die Gläser lichtgeschützt in meinem Schrank. Ich vermute, dass sich meine Teemischung nicht so lange hält wie gekaufte Teemischungen. Dafür wirkt sie aber viel farbiger und frischer als gekaufte Teemischungen.

Efeuspitzen
Efeuspitzen

In Bezug auf die einzelnen Kräuter habe ich folgende Feststellungen machen können: Brennesseln und Giersch waren am schnellsten gedörrt und hätten schon nach fünf Stunden verpackt werden können. Das Dörren des Löwenzahns hat am längsten gedauert und auch nach acht Stunden bin ich mir nicht ganz sicher, ob er ausreichend trocken ist. Große Blätter habe ich vorsichtshalber aussortiert und sofort verspeist.

Der Vorgang des Aussortierens und Dörrens ist ein sinnliches Erlebnis: Die verschiedenen Formen und Gerüche haben mich begeistert. Außerdem war es spannend zu erleben, wie sich der Geschmack der Kräuter während des Vorgangs immer weiter verändert hat. In den ganzen Stunden war unsere Wohnung in einen wunderbaren Geruch eingehüllt.

Fazit: Ein aromatischer Haustee

Teemischung
Teemischung

Anstelle des eher ‚grünen‘ Geschmacks der frischen Kräuter treten die charakteristischen Aromen der Pflanzen nach dem Dörren mehr in den Vordergrund. Besonders der Giersch dominiert den Geschmack mit einer rauchigen Komponente. Zusätzlich kann man die zarten Bitterstoffe des Löwenzahns gut herausschmecken. Blätter von Beerenpflanzen bilden zusammen mit den Brennesseln geschmacklich eher den Hintergrund und das Gundermann-Aroma ist angenehm dezent. Je nach den eigenen Vorlieben kann man die Mengenverhältnisse im Haustee entsprechend anpassen.

Überlegungen zum Schluss

Obwohl mein Experiment ein voller Erfolg war, finde ich das An-der-Luft-Trocknen, wo es möglich ist, weiterhin besser. Je weniger Strom für die Selbstversorgung mit Tee benötigt wird, umso umweltfreundlicher und effizienter bleibt das Ganze (wenigstens Ökostrom verwenden!). Außerdem knüpft man durch das Trocknen an der Luft an eine wunderschöne alte Tradition an. Und besonders bei der Selbstversorgung ist mir der ganze Weg wichtig und nicht nur das Ergebnis. Ich werde auch weiterhin herumexperimentieren, an welchen Stellen ich gut auf das Dörrgerät verzichten kann.

Unser Dörrgerät:

Unser Dörrgerät
Unser Dörrgerät

Ich habe mich für dieses Dörrgerät entschieden, weil es ausreichend groß ist, um sich Vorräte anzulegen und Ernteüberschüsse haltbar zu machen. Außerdem benötige ich ein Gerät, bei dem auch niedrige Temperaturen einstellbar sind. Das Preis-Leistungs-Verhältnis finde ich überzeugend. Von der Lautstärke her erinnert das Gerät an einen schwachen Fön, was ich überhaupt nicht als störend empfinde. Beim Umschichten der einzelnen Ebenen sollte man allerdings immer behutsam beide Enden gleichzeitig anheben, um das Plastik nicht zu beschädigen.